


Zwischen 1957 und 1977 schuf Kaiser für die nach starken Kriegszerstörungen wiedererbaute und restaurierte Stiftskirche St. Patrokli insgesamt dreizehn bleigefasste Fenster. [...]
Bereits 1957/58 entstanden die sechs Fenster für die Nebenkrypta von St. Patrokli. Kaiser entschied sich bei den relativ kleinformatigen Fenstern für eine abstrakte Gestaltung und eine reine Farbwirkung, der er symbolische Bedeutung beimaß. Die Seitenkrypta empfängt den Besucher mit einem sanften, rötlichen Raumlicht. Die drei Rundfenster zeigen Rot in verschiedenen Kombinationen: in der Mitte sind es verschiedene Abstufungen von Rottönen, rechts daneben die Kombination von Rot und Gelb, links von Rot und Blau.



In den seitlichen Rundbogenfenstern nimmt Kaiser die Farbigkeit zurück. Unterschiedliche Grautöne lassen das Tageslicht nur gedämpft in den Raum, dazwischen blitzen wie eingestreut kleine farbige Glassegmente auf: Links und rechts Blau und Violett, in der Mitte wiederum das Rot der Rundfenster. Gemäß seiner Farbsymbolik betont Kaiser in diesem Raum mit dem Vorherrschen der roten Fenster den Opfertod Christi als zentralen christlichen Glaubensinhalt. Gleichzeitig steht Rot für die allumfassende Liebe Gottes. Zusammenstellungen von Blau und Gelb weisen auf die Verbindung zu Gott Vater als Schöpfergott bzw. zum Wirken des Heiligen Geistes hin. Diese Fenster machten Kaiser über die Grenzen seiner Heimatstadt Soest hinaus bekannt. Sie trugen maßgeblich dazu bei, dass er 1959 den Wilhelm-Morgner-Preis der Stadt Soest erhielt. Der ehemalige Bauhaus-Lehrer, Maler und Glaskünstler Josef Albers bezeichnete diese Fenster als „das Allerbeste“ aus dem Bereich der Glasmalerei, das er seit langem gesehen habe.
aus: Bärbel Cöppicus-Wex: Hans Kaiser. Kunst und Architektur. Ein Kunstführer. Hg. vom Hans Kaiser Kreis e. V. Dortmund 2014, S. 44-47.