
Im Sommer 1966 begann Kaiser mit der Arbeit an dem Fenster „Der brennende Dornbusch” für den Beicht- und Andachtsraum der Dortmunder Bonifatius-Kirche. Kaiser lobte den 1954 eingeweihten Kirchenbau von Emil Steffan als „schöne, stille und klare Architektur, in der ich arbeiten darf” und bekannte, er werde „alles daran setzen, die Aufgabe zu erfüllen“. Kaiser wollte für diesen Raum „ein Glühendes schaffen“,wie er an den damaligen Pfarrer Adolf März schrieb. Im Frühjahr 1968 wurde das Fenster eingesetzt. Kaiser gelang hier eines seiner ausdrucksstärksten Glasbilder. In einem von Blautönen dominierten Rahmen entzündet er ein Feuer aus roten und gelben Glassegmenten. Aus einer dunkelroten, breiten Basis schlagen die Flammen förmlich empor, werden heller, münden schließlich in das gleißende Weiß von plastischen Glasbrocken. Der „Dornbusch” ist eines der kleinteiligsten Fenster Kaisers. Die Gläser messen oft nur wenige Quadratmillimeter und werden von feinsten, wie Adern wirkenden Bleiruten gefasst. Die absolut präzise Farbabstimmung und Lichtfürhung werden so erst möglich und führten zu der geheimnisvoll funkelnden Brillanz des Werkes. Die innere Einheit von Dargestelltem und seiner Wirkung auf den Betrachter machen das Faszinosum „Brennenden Dornbuschs” aus. Kein Betrachter kann sich der suggestiven Kraft dieses Werks entziehen.
aus: Bärbel Cöppicus-Wex: Hans Kaiser. Kunst und Architektur. Ein Kunstführer. Hg. vom Hans Kaiser Kreis e. V. Dortmund 2014, S. 87.